Leben im Technotop - Technosophie

Technosphäre

Die Gesamtheit der vom Menschen in seinem Wirkungsraum hervorgebrachten technischen Umgebung sowie die damit verbundene Zurichtung der Natur durch gestaltende Eingriffe und deren Nebeneffekte kann man analog zur Biosphäre als Technosphäre bezeichnen. Die Technosphäre ist gewissermaßen das aufsummierte Aggregat aus technischen Artefakten, Ressourcen und nicht zuletzt auch Abfällen. Sie ist das objektiv-gegenständliche und daher beobachtbare technische Gesamtsystem.

Bei der Einführung dieses Begriffs beklagt Friedrich Rapp, daß sich die Technosphäre nicht so wie "in früheren Epochen nahtlos in die Naturabläufe und die eingespielte Ordnung des Biosphäre" einfüge, sondern eine dominierenden Rolle "mit ihren spezifischen, mechanisch-anorganischen Funktionszusammenhängen", der den "unnatürlichen Charakter der modernen Technik" ausmache, führe. Nicht von ungefähr setzt Rapp anschließend die vom Menschen errichtete Technosphäre synonym zur Metapher einer «zweiten Natur» (Friedrich Rapp: Analytische Technikphilosophie. Freiburg. München 1978, S.141).

Nun ist es aber sicherlich sehr fraglich, ob es tatsächlich eine «eingespielte Ordnung» in der Natur gibt. Jedenfalls führt die suggestive Wortwahl vom «Einfügen in Naturabläufe» und vom «unnatürlichen Charakter» sowie insbesondere die Metapher zu einer "Naturierung", in der nach Hans Blumenberg "das ursprünglich Technisch-Faktische unvermerkt den Charakter des Naturhaft-Notwendigen annimmt" (Blumenberg, Hans: Technik und Wahrheit. In: Actes Du XIème Congrès International de Philosophie. Vol.II. Amsterdam 1953, S.120). Dann aber wird der Technosphäre eine quasi naturgesetzliche Eigendynamik zugewiesen und erstere tritt dem Menschen paradoxerweise als etwas Äußerliches und Fremdes gegenüber. Diese spezifische Sichtweise ­ besonders in Verbindung mit der Metapher der Technosphäre als «zweiter Natur» ­ birgt die Gefahr, die menschliche und damit künstlich-kontingente Herkunft der Technosphäre zu verdecken (vgl. Replik auf F. Rapp).