Leben im Technotop - Technosophie

Vorträge

Wie kommt der Mensch zu seiner Technik?

Logo FH KonstanzVortrag an der der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG)
Institut für professionelles Schreiben
Montag 2. April 2012

Der Vortrag geht der Frage nach, inwiefern die Technik des Menschen als ein originär biologisches Phänomen angesehen werden kann; das Technische mithin »natürlich« ist. Dies steht im Gegensatz zur üblichen Auffassung, den Menschen im Vergleich zu spezialisierten Tieren als ein biologisches Mängelwesen aufzufassen, das erst durch eine »unnatürliche« technische Steigerung seiner organischen Fähigkeiten überlebensfähig gemacht werden kann. Die Entwicklung des Werkzeuggebrauchs geht mit der biologischen Evolution der menschlichen Gattung einher. Daher ordnet die Paläontologie ihre Funde organischer Herkunft genau dann der Gattung 'homo' zu, wenn diese mit Werkzeugfunden verbunden sind. Werkzeug und Skelett bilden eine untrennbare Einheit in einem biologischen Prozess. Die Natur des Menschen zeigt sich also darin, dass schon sein Körper Grundzüge des Technischen trägt, die Technik also gewissermaßen aus dem menschlichen Körper geboren wird.
Konkreter zeigt sich, dass der Mensch insbesondere vermöge der großen Eignung seiner Hand, die schon Aristoteles als »Werkzeug der Werkzeuge« bezeichnet hat, sich als Techniker erweist. So lässt sich auch ein direkter Bezug zwischen der Gestik und der Typologie von Fertigungsverfahren nach der Deutschen Industrienorm herstellen.

Ankündigungs-Plakat (pdf 1,3 MB)
Programm Vortragsreihe Das philosophische Handgepäck SS 12 (pdf)


Hand und Werkzeug. Die technische Natur des Menschen

Logo Staatssammlung München Archäologische Staatssammlung München
Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „PhilosophInnen in der Stadt"
Begleitprogramm zum XXII. Deutschen Kongress für Philosophie „Welt der Gründe“ in München
Dienstag 13. September 2011

Der Vortrag geht der Frage nach, inwiefern die Technik des Menschen als ein originär biologisches Phänomen angesehen werden kann. Dies steht im Gegensatz zur üblichen Auffassung, den Menschen im Vergleich zu spezialisierten Tieren als ein biologisches Mängelwesen aufzufassen, das erst durch eine technische Steigerung seiner organischen Fähigkeiten überlebensfähig gemacht werden kann. Wählt man nämlich den zeitlichen Horizont groß genug, dann geht die Entwicklung des Werkzeuggebrauchs mit der biologischen Evolution der menschlichen Gattung einher; Werkzeug und Skelett bilden eine untrennbare Einheit in einem biologischen Prozess. Die Natur des Menschen zeigt sich darin, dass schon sein Körper Grundzüge des Technischen trägt, die Technik also gewissermaßen aus dem menschlichen Körper geboren wird. Der Mensch erweist sich insbesondere vermöge der großen Eignung seiner Hand als Techniker.

Programmübersicht PhilosophInnen in der Stadt (pdf)


Der Mensch als Technit – Die Geburt der Technik aus dem menschlichen Körper

Logo Universität Oldenburg Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Vortrag beim Workshop der Forschungsstelle Kritische Naturphilosophie
Donnerstag 11. – Freitag 12. Februar 2010

Im Vortrag werden drei Thesen entwickelt:

These 1: Die Natur des Menschen zeigt sich in seiner Technik. »homo natura« ist also ein Technik, der Mensch ist seinem Wesen nach homo technicus.

These 2: Das Technikbild bestimmt das Menschenbild – und in gewisser Weise gilt das auch umgekehrt. Mit der Frage »Was ist Technik?« beantwortet man also auch die Frage »Was ist der Mensch?«

These 3: Dazu gibt es zwei polare Ansichten. Die erste besagt, daß die Technik ausschließlich erfunden wird als notwendige Ausstattung zur Sicherung des schieren Überlebens. Die zweite Auffassung hingegen besagt, daß Technik entsteht als ein biologisches Phänomen zur freien Entfaltung des Lebens. Das Plädoyer hier gilt der letztgenannten, eher seltener vertretenen Auffassung.

Abstracts der Vorträge beim Workshop Die Natur des Menschen (pdf)


Evolution der Werkzeuge? – Die Geburt der Technik aus dem menschlichen Körper

Logo Innovationszentrum Wissensforschung Berlin Logo TU Berlin Technischen Universität Berlin
Vortrag am Innovationszentrum Wissensforschung
Donnerstag 28. Januar 2010

Nach welchen Regeln verläuft die technische Entwicklungsdynamik? Durch eine bloße systematische Anordnung von unterschiedlichen Gestalten und Formen bestimmter Artefakte entsprechend ihrer Ähnlichkeit erhält man noch keine Evolutionstheorie, sondern lediglich ein Klassifizierungsschema. Die Lösungsbausteine der systematischen Konstruktionslehre lassen sich jedoch durchaus als an den Ingenieursnachwuchs »vererbte« »Meme« der Technikentwicklung betrachten, die dann der »Selektion« nach den Kriterien guten Konstruierens unterliegen. Die Erklärungsleistung bleibt jedoch sehr mager.

Manchen erscheint der Mensch im Vergleich zu spezialisierten Tieren als ein biologisches Mängelwesen, das erst durch eine technische Steigerung seiner organischen Fähigkeiten überlebensfähig gemacht werden kann. Betrachtet man die Gestalt der Werkzeuge näher, so scheinen sie gar als Projektion natürlicher Organe zu entstanden zu sein; die Technik wäre dann ein Abbild des menschlichen Körpers. Wählt man den zeitlichen Horizont groß genug, dann geht die Entwicklung des Werkzeuggebrauchs mit der biologischen Evolution der menschlichen Gattung einher – Werkzeug und Skelett bilden eine untrennbare Einheit in einem biologischen Prozess. Da die Hand ein zur Technik ganz besonders gut geeignetes Organ ist, deren Handhabungs-Gestik als Grundlage auch der heutigen Technologie gelten kann, erweist sich der Mensch in seinem Wesen als homo technicus.

Ankündigung Forschungskolloquium Technikentwicklung als Evolution? (pdf)


Androiden! – Denkende Maschinen

Logo FH KonstanzVortrag an der der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG)
Institut für professionelles Schreiben
Montag 11. Mai 2009

Seit jeher beschäftigt sich der Mensch mit dem künstlichen Nachbau seiner selbst. Sogar manche antiken Götter haben sich mit Roboterbau beschäftigt. Die Faszination an Automatismen hat uns den Industrieroboter, die menschenleere Fabrik und die sogenannte »Künstliche Intelligenz« beschert. Die größte Herausforderung ist die technische Realisation des Denkens und des Bewusstseins. Bahnbrechende Erfolge gibt es deshalb bisher nur in Science-Fictions. Das Problem beginnt schon bei der einfachen Frage, woran wir überhaupt erkennen, dass eine Maschine eigenständig denken kann. Zudem ist es durchaus möglich, dass es bei allen unseren (derzeitigen) Technologien – Maschinentechnik und Von-Neumann-Computer – aus prinzipiellen Gründen ausgeschlossen ist, autonome Objekte zu bauen. Zu Fragen ist schließlich auch, wozu und weshalb wir Androiden überhaupt haben wollen sollten. Die Antworten auf diese und ähnliche Fragen hängen jedoch umgekehrt stark von unserem Menschenbild ab.

Programm Vortragsreihe Philosophische Grundbegriffe SS 09 (pdf)


Das Technotop. Leben in einer technikgeprägten Welt

Logo Stiftung Deutsches Technikmuseum BerlinVortrag im Deutschen Technikmuseum, Berlin
VDI-Bezirksverein Berlin-Brandenburg, Arbeitskreis Technikgeschichte
Freitag, den 17. Oktober 2008 um 18 Uhr




Im Zuge der Industrialisierung ist »die« Technik zu einem Schlüsselbegriff der Moderne avanciert – Heilsbringer für die Fortschrittsgläubigen, verteufelt von ihren Gegnern. Doch was ist das für ein Ding, das da so umstandslos im Kollektivsingular Hammer und Atomkraftwerk unter einen einzigen Begriff bringt? Zur Klärung werden die sechs sehr disparaten Aspekte des technischen Agierens entfaltet und zusammenfassend das »Technotop« als Lebensort des Menschen eingeführt.

Entgegen der Behauptung vieler ihrer Verteidiger kann gezeigt werden, dass die Technik nicht primär als bloße Notlösung zur Sicherung des schieren Überlebens angesetzt werden kann. So wäre Technik lediglich ein dem Menschen im Grunde fremdes, neutrales Mittel. Vielmehr ist das technische Handeln ein anthropologisch bestimmbarer Wesenszug des Menschen, der mit der Hand das Werkzeug aller Werkzeuge besitzt. Für diesen »homo technicus« nun aber ist das Technische die eigentliche Lebensform jenseits bloßer Notwendigkeiten. Um das Technotop »richtig« zu gestalten, bedarf es eines anderen Blickwinkels, eines Spiels mit den technischen Möglichkeiten.


Natur

Logo FH KonstanzVortrag an der der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG)
Institut für professionelles Schreiben
Montag 22. Mai 2006

Die Natur spielt heutzutage in zweierlei Hinsicht eine wichtige Rolle.
Erstens erscheint Natur in theoretischer Hinsicht im Naturverständnis, das die modernen Naturwissenschaften, namentlich die Physik, vermitteln. Die altgriechische Physis meint das, was von alleine entsteht – im heutigen Verständnis geschieht dies dann entsprechend der sogenannten Naturgesetze. Weshalb aber hält sich die Natur an ihre Gesetze?

Zweitens erscheint Natur in praktischer Hinsicht im Naturerleben, wobei die Eigenständigkeit der Natur auf die Bedürfnisse der Menschen trifft. Dieses lebenspraktische Naturverhältnis wird einerseits zunehmend durch Technik vermittelt sowie andererseits durch unerwünschte Nebenwirkungen einzelner Techniken negativ beeinflußt. Läßt sich den unterschiedlichen Schwierigkeiten abhelfen, wenn die Natur schließlich durch ihr Surrogat ersetzt wird?

Programm Vortragsreihe Philosophische Grundbegriffe SS 06 (pdf)


Factories and the Technotope

Logo TU Delft14th Meeting of the Society for Philosophy and Technology, Technology and Designing
Delft, University of Technology, 20. - 22.7.2005

To gain a complete concept of technology it is necessary to distinguish six aspects within the technical operating of human. These are first the origin impulse given with technical volition, secondly the methodological reflection achieved by technological knowledge, thirdly the technical skills, also called technique, fourthly the planned procedures in technical acting, fifthly the technical artefacts and last the social dimension of technical interaction. Each aspect refers to a specific technical capability of human. The sum of all artefacts determines the complete surrounding of mankind and can be called The Technosphere. Production and application of artefacts moulds the technological environment of human being. This place of living, equipped with artefacts, can be called The Technotope. This newest concept of technology is elaborated.

Since about 200 years factory is an important element counted among the Technotope. A factory is first characterised by its location. Secondly the production site can be described and shaped by the arrangement of edifices like it is done in town planning. The third essential aspect of factory is the structure of the plant represented in its layout. Fourthly the planned procedures are determined by logistics. Last the labour organisation and leadership design the social dimension of factory. All these aspects have to be designed within the process of factory planning. The usability of the developed concept of technology is proven in application to this very complex structure within technological world.


Die Natur der Technik

Logo Uni StuttgartVortrag beim Kolloquium Zur Aktualität aristotelischen Denkens anläßlich der Emeritierung von Prof. Günter Bien
Universität Stuttgart, 29. Oktober 2004

Sehr geehrter Herr Professor Bien,
Sehr geehrte Damen und Herren,

Als ich von Prof. Hubig gebeten worden bin, einen Beitrag zu Ihrem Abschieds-Kolloquium zu leisten, habe ich mich sehr gefreut – und stand gleich vor dem Problem, worüber denn nun sprechen könnte. Der mit der Einladung übermittelte Vorschlag, über die Bedeutung der „Hand“ bei Aristoteles zu sprechen, hat mir sehr gut gefallen, allein, ich habe befürchtet, nicht genügend Intelligentes speziell zu diesem Thema beitragen zu können – da die Stellen bei Aristoteles sehr knapp und Sekundärliteratur mir unbekannt ist. Anschließend habe ich meine Unterlagen zum SFB 230 „Natürliche Konstruktionen“ gewälzt – schließlich bin ich so zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Philosophie gekommen. Doch letztlich liegen die damaligen Arbeiten zu weit zurück, um eine unmittelbare Anknüpfung sinnvoll erscheinen zu lassen.

Dann aber habe ich eine Möglichkeit gefunden, einen Bogen zu spannen von Aristoteles Überlegungen zur Hand bis zu meiner gegenwärtigen Tätigkeit des Planens von Fabriken

Ich werde also über Technik sprechen.

Der Titel meines Vortrags – Die Natur der Technik – suggeriert, daß es so etwas wie „die“ Technik geben würde, deren Wesen als etwas Einheitliches zu erfassen sei. Es ist ja gemeinhin üblich, von „der“ Technik zu sprechen, und nicht plural von den Techniken oder verbal vom Technischen Handeln.

Die Redeweise von „der“ Technik heißt aber gewissermaßen, dem Blitzen einen Blitz hinzuzudichten. Daher möchte ich mich zunächst einmal mehr dem Blitzen – und das heißt hier: dem technischen Agieren des Menschen – zuwenden; und den Blitz selber, d.h. die Technik, hintanstellen.


Die Herstellung von Raum

Logo Gesellschaft PhilVortrag auf dem XVII. Deutscher Kongreß für Philosophie der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland e.V.
Cognitio humana – Dynamik des Wissens und der Werte
Universität Leipzig, 23. - 27. September 1996

Mit der Geburt eines Denken »sub specie machinae« aus dem Geiste der neuzeitlichen Wissenschaft wird eine Ablösung der auf das bloße Rezipieren bezogenen Erkenntnistheorie durch einen technologischen Konstruktivismus möglich. Vicos Dictum »verum ipsum factum ­ das Wahre wird gemacht« formuliert hierfür die metaphysische Grundlage. Erkenntnis wird mit technischer Reproduzierbarkeit gleichgesetzt, denn das Kontrollierte ist eben besser verstanden als das bloß naturgesetzlich Beschriebene.

Neben der Produktion von »Zeit« mittels Uhren gehört die Herstellung von »Raum« zu den fundamentalen Anforderungen an eine technologische Welterzeugung. Dieser Beitrag gibt einen thesenartigen Überblick, welche Konstitutien zunächst die Genealogie vom Raum ermöglichen sowie dann die Genese und Produktion von Raum bestimmen. Diese drei anhand von Raumarten erkenntnislogisch unterschiedenen Phasen der Herstellung von Raum werden jeweils zunächst in deskriptiv-phänomenologischer Weise sowie anschließend durch analytische Betrachtungen des zugehörigen Vermögens poiëtischer Vernunft dargelegt.

Druckfassung des Vortrags:
Die Herstellung von Raum. In: Hubig, Christoph; Poser, Hans (Hg.): Cognitio humana – Dynamik des Wissens und der Werte. XVII. Deutscher Kongreß für Philosophie. Workshop-Beiträge Bd.1. Leipzig 1996, S.365-372


Die Herstellung von Zeit

Logo GAPVortrag auf dem zweiten Kongreß der Gesellschaft für Analytische Philosophie (GAP)
Analyomen 2 – Perspectiven der Analytischen Philosophie
Universität Leipzig, 7. – 10. September 1994

Produkt der Zeitanzeigemaschine »Uhr« sind die Stunden. Bei der Untersuchung des Produktionsprozesses an Hand diverser Zeitgerätschaften zeigt sich, daß die Uhr im soziotechnischen Sinn als Zeiteinteilungsmaschine gekennzeichnet werden kann.

Das physikalische Produktionsprinzip ist der Meßprozeß. In dieser Sicht wird die Uhr zur Zeitskalenmaschine. Die in der Zeitlosigkeit physikalischer Definitionen angestrebte Einheit der Zeit ist selbst atemporal – sozusagen Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit, denn im punktförmigen Jetzt der Physik geschieht rein gar nichts.

Um dieser posthistorischen »Ewigkeitssuppe« zu entkommen, soll die Bändigung der eingangs konstatierten »entfesselten Zeit« durch ihre Vielheit angestrebt werden. Bei der Betrachtung der Nutzungskonzepte von Armbanduhren einerseits ermöglicht die Zeit als Gestaltungsprinzip eine Varianz individueller Zeitwahrnehmung. Über eine Neudefinition des Meßprozesses, der sich an den spezifischen Rhythmen der jeweils zeitlich untersuchten Systeme orientieren soll, erhält man andererseits mehrere spezifische Systemzeiten.

Druckfassung des Vortrags:
Die Herstellung von Zeit. In: Meggle, Georg (ed.): Analyomen 2. Proceedings of the 2nd Conference "Perspectives in Analytical Philosophy". Vol. III: Philosophy of Mind • Practical Philosophy • Miscellanea. Walter de Gruyter: Berlin, New-York 1997, p.429-436